Leipzig musiziert – die Geschichte des Leipziger Musikverlags Edition Peters
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Über 12.000 Werke enthält der umfangreiche Gesamtkatalog der Edition Peters Group. Neben weltbekannten Klassikern sind auch wichtige Werke der Gegenwart zu finden. Der Verlag legte schon immer sehr viel Wert darauf zeitgenössische Komponisten zu verlegen. Auch Lehrwerke für Musiklehrer und Kinderbücher für den Einstieg am Instrument sind im Programm enthalten. Wir blicken auf die spannende und teils tragische Geschichte des traditionsreichen Musikverlags.
Der Beginn als „Bureau de Musique“
Am 01.12.1800 gründete Komponist Franz Anton Hoffmeister mit Organist Ambrosius Kühnel das „Bureau de Musique“ in Leipzig. Sie eröffneten sowohl einen Instrumentenhandel als auch einen Verlag für Bücher und Musikalien. Zu ihren ersten Veröffentlichungen zählten u. a.:
– Streichquartettsammlungen von Haydn
– Quartette und Quintette von Mozart
– Klavierwerke von Bach in 14 Bänden
– Klavier- und Kammermusik von Beethoven
Sie verlegten auch viele Lehrwerke und musiktheoretische Schriften. Nach dem Tod der beiden Gründer übernahm der Leipziger Buchhändler Carl Friedrich Peters den Verlag. Bis heute trägt das Unternehmen seinen Namen. Viele Jahre später wurde der Verlag in eine gemeinnützige Stiftung umgewandelt und stand unter Aufsicht des Leipziger Stadtrats, bis der Berliner Buch- und Musikalienhändler Julius Friedländer die Stiftung kaufte und auf den Kopf stellte.
Edition Peters setzt neue Maßstäbe
Durch die technische Innovation des Schnelldruckverfahrens konnte Friedländer die Produktion beschleunigen und die Herstellungskosten um ein Vielfaches senken. Kurz darauf wurde Dr. Max Abraham 1863 zum Teilhaber. Er war es, der die unverwechselbar lindgrüne Reihe „Edition Peters“ ins Leben rief. Wegen des günstigen Preises konnte sich erstmals eine breite Bürgerschaft die hochwertigen Noten kaufen. Das führte zu einem Wandel des Musikalienmarktes und verhalf dem Unternehmen zu großem Erfolg. Sie übernahmen die führende Rolle auf dem internationalen Markt. Bald schon war der Verlag nur noch unter dem Namen der Reihe „Edition Peters“ bekannt.
Im Jahr 1874 zog der Musikverlag in einen pompösen Neubau in der Talstraße 10 in Leipzig. Bekannte Komponisten wie Brahms, Flotow, Liszt und Wagner wurden verlegt. Zwischenzeitlich übernahm Abrahams Neffe Dr. Henri Hinrichsen das Geschäft. Er erreichte viel und vergrößerte stetig sein Ansehen in Leipzig. Zu seinen Errungenschaften zählen:
– Erweiterung des Gesamtkatalogs
– Erste Tondichtungen von Richard Strauss 1932
– Einführung von „Urtext“-Ausgaben
– Gründung von Schulen und Bildungseinrichtungen (z. B. erste deutsche Hochschule für Frauen)
– Ankauf Instrumentensammlung (später ausgestellt im Musikinstrumentenmuseum Leipzig)
Die NS-Zeit war ein tragisches Kapitel für den Verlag und vor allem für die Familie Hinrichsen, die aufgrund ihrer jüdischen Abstammung großes Leid erfuhr. Nur zwei Söhne, Max und Walter Hinrichsen konnten nach London und New York fliehen. Der Rest der Familie verlor ihr Leben.
Der lange Weg nach Hause
Beide Söhne gründeten mit großem Erfolg ihren eigenen Verlag. Nach Kriegsende kehrten sie nach Leipzig zurück und kämpften lange um die Rechte am Peters-Katalog. Der Standort wurde nach ihrem Sieg 1951 nach Frankfurt am Main verlegt. Sie übernahmen zwischenzeitlich mehrere Verlage, doch erst 2010 wurde die Edition Peters Group gegründet, welche alle Firmen miteinander vereint. Mehrheitseigentümer ist die Hinrichsen Foundation in London. Seit 2014 hat die Edition Peters Group ihren Hauptsitz wieder in der Talstraße 10 in Leipzig.