Musikgrößen im Fokus – Jimi Hendrix – Ein Pionier prägt ein ganzes Jahrhundert

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Jimi Hendrix gilt als einer der kreativsten und einflussreichsten Musiker des 20. Jahrhunderts und war ein Pionier der großartigen Möglichkeiten der elektrischen Gitarre. Hendrix schuf eine neue musikalische Form, durch seinen innovativen Stil und der Kombination von Feedback, Fuzz und kontrollierter Verzerrung. Obwohl Jimi Hendrix‘ explosiver Aufstieg in der Musik in nur vier kurzen Jahren stattfand, beeinflusst seine musikalische Sprache bis heute eine Vielzahl von Musikern.

1. Die Anfänge eines Gitarrengotts

In Seattle kommt am 27. November 1942 Johnny Allen Hendrix zur Welt. Von seinem Vater wird er später umbenannt in James Marshall, erst kurz vor seinem Durchbruch ändert er seinen Namen und nennt sich Jimi, Jimi Hendrix.
Er lebte bei seinem Vater James Al Hendrix, der als Gärtner arbeitete. Das Geld war immer knapp. Jimi hatte schon als Kind großes Interesse an Musik, sein erstes Instrument war eine Mundharmonika, welche er mit vier Jahren bekam. Er war nicht von Anfang an auf die Gitarre fixiert, auch Tasteninstrumente interessierten ihn. Doch weil er sein Instrument überall hin mitnehmen wollte, entschied er sich für die Gitarre.

1958 ergatterte er für 5$ eine alte Akustikgitarre von einem Freund seines Vaters. Gitarrenstunden hatte er nie, er brachte sich alles selbst bei. Da er weder Noten lesen noch schreiben konnte, musste er sich auf das konzentrieren was er im Radio und auf Schallplatten hörte. Er wollte spielen wie Muddy Waters und Chuck Berry und alles lernen, was es zu lernen gab. Er trat seiner ersten Band, den „Velvetones“ bei, die er bereits nach drei Monaten verließ, da ihm klar wurde, dass er ohne E-Gitarre von den anderen übertönt wird. Daraufhin kaufte ihm sein Vater seine aller erste E-Gitarre, eine Danelectro. Diese war für ihre Verhältnisse unglaublich teuer und er musste seinem Vater beweisen, dass er auch spielen konnte.

Mit 17 Jahren flog er von der Schule und wurde 1961 wegen angeblichen Autodiebstahls verhaftet. Auf Bewährung kam er raus, da er sich bei der Army verpflichtete. Er kam zur Luftlandetruppe nach Kentucky und hasste es. Es sei das schlimmste gewesen, was er je durchmachen musste. Allerdings machte er dort eine besonders wichtige Bekanntschaft, seinen späteren Bandkollegen und Bassisten Billy Cox. Als sich Jimi bei einem Fallschirmsprung den Fuß verletzte wurde er im Juli 1962 entlassen.

Für die Heimfahrt nach Seattle hatte er nicht genug Geld, weshalb er in Cafés, Clubs und auf der Straße Musik machte. Zusammen mit Billy Cox gründete er „The King Kasuals“. Sie spielten meist für einen Hungerlohn, weshalb Jimi schon nach kurzer Zeit nach Nashville weiterzog. Er arbeitete als Session-Gitarrist unter dem Namen „Jimmy James“ und sagte, er habe in Nashville erst so richtig Gitarre spielen gelernt. Damals spielte er allesmögliche, auch Rockabilly und entdeckte den Blues für sich. Ein Mann aus Nashville besorgte ihm Auftritte und so zog er mit verschiedenen Bands durch den Süden. Die immer gleichen Songs die er spielen sollte langweilten ihn aber und sowieso hörte sich nach einer Weile alles gleich an.

Von der Langeweile geplagt zog es ihn nach New York wo er einen Amateurwettbewerb gewann. Trotzdem hatte er nur wenige Auftritte und lebte die meiste Zeit auf der Straße, regelmäßige Mahlzeiten waren damals ein Luxus den er sich nicht leisten konnte.
Die Isley Brothers hörten ihn in einem Club in New York und boten ihm einen Job an. Er blieb eine Weile, trennte sich aber in Nashville wieder von ihnen. Schon zu dieser Zeit wollte sich Jimi immer weiterentwickeln. Er bekam einen Job bei einer Soul-Show bei der u.a. auch Sam Cooke mitwirkte. Von ihnen konnte Jimi noch einiges über das Gitarrenspiel lernen, bis er den Tourbus verpasste.
Hendrix spielte noch für sechs Monate für Little Richard, bis er nach New York zurückkehrte. Dort spielte er bei verschiedenen Bands, wieder und wieder für einen Hungerlohn.

Er war müde immer die gleichen Noten zu spielen, immer die gleichen Beats, er wollte seine eigene Musik machen. Jimi Hendrix erkannte, dass er mit der E-Gitarre eine ganz neue Welt schaffen kann. Er hatte unglaublich viele Ideen, aber ihm fehlten die richtigen Kontakte. In einem Club im Greenwich Village in New York traf er Bob Dylan, dessen Musik ihn faszinierte. Dylans Musik war etwas völlig Neues, vor allem für seine Texte konnte sich Jimi begeistern. Dylan war es, der Jimi motivierte, seine eigenen Songs auch wirklich fertig zu schreiben.

Anfang 1966 gründete Jimi Hendrix mit Randy California „The Blue Flames“. Sie hatten viele Auftritte im Village, bis es zu einer lebensverändernden Begegnung für Jimi kam. Zu einem der Konzerte kam Chas Chandler, Bassist der „Animals“ und wollte Jimi mit nach England nehmen um mit ihm dort eine Band zu gründen. Jimi war sofort Feuer und Flamme und sah für sich große Chancen in England. Er empfand die Musikszene in den Vereinigten Staaten als verklemmt und hoffte, dass die Menschen in England offener seien. So ließ er alles hinter sich und flog im September 1966 zusammen mit Chas nach England.

2. Der Durchbruch

In England angekommen zogen Chas Chandler und Jimi zusammen in die ehemalige Wohnung von Ringo Starr. Chas übernahm das Management für Jimi und half ihm Bandmitglieder zu finden. Jimi wollte die kleinstmögliche Band mit größtmöglicher Wirkung. So entschied er sich für ein Trio mit Noel Redding am Bass und Mitch Mitchell an den Drums. Ein Trio bedeutet Flexibilität und Improvisationsmöglichkeiten. Genau das, was die neugegründete „Jimi Hendrix Experience“ brauchte, denn Hendrix wollte sich nicht einschränken müssen. Er wollte nie in Schubladen oder Genres denken: „Meine Musik bin ICH“ (Jimi Hendrix). Es sollte ihr ganz persönlicher Sound werden, deshalb auch der Name „Experience“.
Ihren ersten Auftritt hatten sie schon vier Tage nach Bandgründung. Im Olympia in Paris spielten sie vor Johnny Hallyday, am 12. Oktober 1966. Sie spielten unglaublich viele Konzerte, damit Jimi eine englische Daueraufenthaltsgenehmigung bekam. Auch die Beatles kamen zu einigen Konzerten.

Jimi Hendrix hielt sich selbst nie für einen überragenden Sänger, dazu sagte er:

Die erste Single „Hey Joe“, ein gecoverter Song, wurde im Dezember 1966 in Großbritannien veröffentlich. Bereits im Februar 1967 erreichte der Titel Platz 4 der britischen Charts. „The Jimi Hendrix Experience“ schlug in England ein wie eine Bombe. Die zweite Single „Purple Haze“, welche im März 1967 veröffentlicht wurde, erreichte bereits nach sechs Tagen Platz 3 der Charts.

Ihren eigenen Blues-Rock-Funky-Freaky-Sound nannten sie „Free Feeling“, eine Mischung aus ihren musikalischen Einflüssen und ihren eigenen Gefühlen. Bis Ende März 1967 spielten sie über 80 Konzerte in Großbritannien, Frankreich und der Niederlande. Sie spielten unfassbar laut, denn die Musik sollte körperlich sein. Die Zuschauer sollten sie in jeder Faser ihres Körpers spüren. Laut Jimi war alles was auf der Bühne passierte absichtlich, vor allem die falschen Noten.

Ihr erstes Album „Are You Experienced“ wurde im Mai 1967 veröffentlicht. Der Erfolg in England war groß, sie erzielten wahnsinnige Verkaufszahlen. Das Album hielt sich 33 Wochen lang in den Charts und erreichte Platz 2 hinter den Beatles. Schon Ende Mai erreichten sie Zuschauerrekorde in Deutschland, Dänemark und Schweden.
Ihre Musik musste ehrlich sein, das war Hendrix´ Anspruch. Musik und Text sollten eine Einheit bilden und Soundeffekte zur Betonung dienen. Ans Proben glaubte er hingegen nicht, so wurden einige Songs des Albums erst bei der Aufnahme fertiggestellt. Vielleicht ist es gerade deshalb so persönlich und fantasievoll.

Jimi Hendrix kam mit nichts in England an und hat es mit Hilfe von Chas geschafft, vom Begleitgitarristen ins Rampenlicht zu rücken, sich selbst zu verwirklichen und seine Träume wahr werden zu lassen.

Im Juni 1967 organisierte Paul McCartney für die Jungs der Jimi Hendrix Experience einen Auftritt beim Monterey International Pop Festival, der zum Durchbruch in Amerika führt. Die Menschen auf dem Festival waren begeistert und auch die Westküste konnte Jimi Hendrix von sich überzeugen. Die neue Flower Power, „Liebt euch alle“-Mentalität gefiel ihm. Auch wenn Jimi Hendrix viel Kritik über sich ergehen lassen musst, kam es für ihn nie in Frage sich anzupassen.

3. Ein einzigartiger Sound

Jimi Hendrix war ein Gefühlsmensch, bei seiner Musik ging es um Selbstverwirklichung und Intuition, Spontanität prägte seinen Stil. Er wollte sich ständig weiterentwickeln, nie gleich klingen und sich immer verbessern. Deshalb experimentierte er viel, vor allem mit Sounds und Klängen, aber auch mit der Art Songs zu begleiten.
Er verwendete komplexe Akkorde und Akkordfolgen die man sonst nur aus dem Jazz kannte. Seine Fingerfertigkeit erlaubte es ihm Akkorde mit dem Daumen der Griffhand zu vervollständigen. Er erzeugte den Eindruck mehrere Gitarren gleichzeitig zu spielen, indem er die begleitenden Akkorde zu seinem Gesang durch Akkorderweiterungen verzierte. So konnte er die Melodie des Gesangs in oder zwischen den Akkorden mitspielen, was auch heute noch herausragend ist.

Für Hendrix basierte Musik auf entsprechenden Taktschemata in Verbindung mit Gefühlen:

Der richtige Sound bestand für ihn aus einer Kombi von Verstärker und Bundgriff, um einen bestimmten Klang bzw. Effekt zu erzeugen:

Am häufigsten spielte er auf einer Fender Stratocaster, da diese besonders robust war und auf einer Gibson Flying Angel in A-Form. Auf einen Sound festlegen wollte sich Jimi Hendrix nie. Um die ganz besonderen Geräuscheffekte kümmerte sich sein Elektriker Roger Mayer.

4. Aufreibende Tourneen und neue Alben

Kurz nach einer weiteren England Tour Ende 1967, zusammen mit Bands wie „Pink Floyd“ und „The Nice“, nahmen sie ihr zweites Album „Axis: Bold as Love“ in nur sechs Tagen auf.

Im Februar 1968 startete die zweite USA-Tour, dank welcher er nach sieben Jahren das erste Mal wieder in seiner Heimatstadt Seattle auftreten konnte und seine Familie wiedersah.
Die Tour war kräftezehrend, sie spielten zwei Auftritte pro Abend und nahmen gleichzeitig ihr drittes Studioalbum in New York auf. Das Album „Electric Ladyland“ sollte eine Doppel-LP werden und anders als alles andere. Das anspruchsvolle Album ist eine Mischung aus Fantasie und elektronischem Funk und von Anfang bis Ende durchdacht.
Sie hatten einen engen und stressigen Terminplan und mussten die Aufnahmen für das Album immer wieder für Konzerte in Europa und Amerika unterbrechen. Seit Bandgründung hatten sie kaum Freizeit. Zusätzlich begannen die Bauarbeiten für sein eigenes Aufnahmestudio, die Electric Lady Studios in New York.

Im Oktober 1968 wurde „Electric Ladyland“ in Amerika veröffentlicht. Die Platte hielt sich 37 Wochen lang in den Charts und erreicht als einzige Platz 1. Hendrix wollte einen speziellen und innovativen 3D-Sound erzeugen, der beim Pressen weitestgehend verloren ging.

Im April 1969 folgten zwei weitere große US-Tourneen. Mittlerweile war The Experience die bestbezahlte Liveband weltweit, doch der Druck wurde immer größer. Nach drei Jahren harter Arbeit mussten alle Bandmitglieder sowohl körperlich, als auch emotional einen hohen Preis zahlen. Dazu kommt, dass Jimi von sich gelangweilt war. The Experience spielten ihr letztes Konzert im Juni 1969 in Denver. Danach stieg Bassist Noel Redding aus um in England etwas Neues zu starten.

Auch Jimi Hendrix wollte sich neu erfinden und holte seinen alten Kollegen und Bassisten Billy Cox zurück ins Boot. Zusammen mit Mich Mitchell und anderen Musikern trat er im August 1969 als die „Gypsy Sun & Rainbows“ am Woodstock Music & Arts Festival auf.

Ende 1969 hatte Hendrix mit einigen Problemen zu kämpfen. Sowohl finanzielle Probleme, eine anstehende Gerichtsverhandlung (Hendrix wurde freigesprochen), als auch Druck der Plattenfirmen ein neues Album zu veröffentlichen belasteten ihn.
Daraufhin gründete er die „Band of Gypsys“ mit Buddy Miles am Schlagzeug und Billy Cox am Bass. Sie spielten zeitgemäßen Blues und hatten Auftritte im Fillmore East in New York. Die Highlights der Neujahrsauftritte wurden zu einem Album zusammengestellt und im April 1970 veröffentlicht. Das Album hielt sich 61 Wochen in den Charts.

Hendrix holte Mitch Mitchell zurück und zusammen mit Billy Cox wollten sie eine neue Experience gründen. Der Plan war es ein neues Album zu schreiben und in seinem eigenen Studio aufzunehmen doch aufgrund von Geldproblemen musste er eine weitere Tournee spielen. Die „Cry of Love“-Tour begann im April 1979 in Los Angeles.
Im Mai 1979 wurde sein Electric Lady Studio in New York fertiggestellt. Es galt als das technisch beste weltweit mit einer tollen Atmosphäre. Die offizielle Eröffnung war zwar erst im August, doch Jimi arbeitete bereits ab Mai an einem neuen Album „First Ray Of The New Rising Sun“. Es sollte sein neues Leben darstellen und lyrisch leichter werden. Er dachte daran ein Orchester mit Rock zu verbinden um etwas neues zu schaffen.

Nach seinem Auftritt Ende Juli auf Hawaii verbrachte er den August in seinem Studio und kehrt anschließend für das Isle of Wight Festival nach Großbritannien zurück. Er gab noch sechs weitere Konzerte, das letzte am 6. September 1970 auf dem Love and Peace Festival auf der deutschen Insel Fehmarn. Kurz darauf verließ Billy Cox die Band und Jimi wollte es nun ruhiger angehen lassen. Er hatte viele Ideen für seine Zukunft wie z.B. Musik zu studieren, ein Theaterstück oder ein Buch zu schreiben oder Geschichten in Musik zu übersetzen.
Dazu kam es leider nie. Am 18. September 1970 starb Jimi Hendrix. Er wurde 27 Jahre alt.

5. Fazit

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Jimi Hendrix war einer der größten Gitarristen und hat maßgeblich zur Weiterentwicklung des Spiels auf der E-Gitarre beigetragen. Während er als virtuoser Solist in aller Munde ist, ist die Seite seines Akkordspiels und seine Art, wie er Songs auf der Gitarre begleitet und welche Akkorde er hierfür verwendet mindestens genauso spannend und innovativ. Bis heute inspiriert und beeinflusst er Gitarristen auf der ganzen Welt, in der Art und Weise wie sie ihre Songs auf der E-Gitarre begleiten. Jimi Hendrix hinterlässt trotz seiner kurzen Laufbahn eine erstaunlich große Sammlung an Werken und Stilen, die ihn zu einer der populärsten Figuren der modernen Musikgeschichte machen.

Quellen:

Kurz, K. (2013): Jimi Hendrix: Starting at Zero. Heyne Verlag, München