Wie unsere Sprache Musik beeinflusst – Hand in Hand zum Lernerfolg

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Im Gitarrenunterricht sind verschiedene Faktoren wichtig, um dem Schüler die Inhalte so einfach wie möglich zu vermitteln. Sicher kann ich ihm Akkorde, Tonleitern oder Spieltechniken am Instrument zeigen, doch erst mit den passenden Erklärungen geschieht das (musikalische) Lernen nachhaltig. Ebenfalls ist es herausfordernd, voranzukommen, wenn der Schüler noch nicht über seine Wünsche und Probleme beim Gitarre spielen lernen redet. Aus diesem Grund ist ein sprachsensibler Unterricht die ideale Ergänzung, um die Lernerfolge innerhalb kurzer Zeit zu steigern.

1. Sprachsensibler Unterricht – Was hat es damit auf sich?

Mit dem sprachsensiblen Unterricht findet sich eine Lehrvariante, die noch aktiver als üblicher Gitarrenunterricht ist. Verstehe mich bitte nicht falsch. Gitarre spielen ist aktiv und erfordert genügend Aufmerksamkeit. Dennoch geht die Vermittlung der Inhalte über das Notenblatt, die grundlegenden Infos zum Instrument und mögliche Korrekturen hinaus.

Es geht darum, Sprache direkt zu integrieren und musikalisch umsetzen. Eines der einfachsten Beispiele sind Melodien und Rhythmen. Wenn ich dem Schüler den Rhythmus des Stücks nicht nur durch Klatschen sondern zusätzlich mit Wörtern beibringe, werden rhythmische Elemente auf verschiedenen Ebenen verankert.
Noch effektiver funktioniert diese Methode, wenn der Schüler aktiv mit einbezogen wird. Wenn die Sprache musikalisch angewendet wird, ist es einfacher, die Inhalte zu erlernen. Durch solche Übungen fällt es dem Schüler zudem leichter, die eigene Musikalität und vor allem die Stimme in meinem Gitarrenunterricht eigenständig zu erforschen. Auch bei Übungen zu Hause.

Und genau das ist einer der wichtigsten Punkte hinter dem sprachsensiblen Unterricht: die eigene Stimme. Ich wünsche meinen Gitarrenschüler, dass sie ihre eigenen Emotionen, Wünsche und Ziele frei entdecken können. Viele sind sich gar nicht darüber im Klaren, dass die eigene Stimme der Schlüssel hierfür ist.

2. Sprachsensibler Unterricht: Gedankenwelt des Schülers erkennen

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Doch worauf kommt es dann beim Unterricht an? Ganz klar die Kommunikation zwischen Schülern und Lehrer. Als Pädagoge muss ich verstehen, was der Schüler mir mitteilen möchte, selbst wenn er noch vor großen Herausforderungen steht. Die Gedanken dazu mitteilen zu können ist wichtig für den Fortschritt am Instrument. Somit ist das Feedback des Schülers für mich das A und O für gelungenen Gitarrenunterricht.

Musizieren ist Kommunikation auf anderer Ebene. Im sprachsensiblen Unterricht habe ich als Gitarrenlehrer die verschiedenen Anzeichen wie bestimmte Ausdrucksweisen, verschlungene Inhalte oder die Körpersprache während des Feedbacks im Auge, kann sie verstehen und gezielt darauf eingehen. Auf diese Weise wird mir mehr und mehr klar, was ich für den Schüler tun kann, um den Gitarrenunterricht in eine förderliche Richtung zu lenken.

Die Gedankenwelt des Gitarrenschülers ist einer der wichtigsten Anhaltspunkte, um den Spielspaß und zugleich den Lernerfolg auf dem richtigen Level zu halten. Viele Schüler sind frustriert, wenn der Lehrer nicht versteht, was das Problem ist und immer wieder die gleichen Schritte wiederholt. Das verdirbt selbst die schönsten Songs. Aus diesem Grund beziehe ich die Innenwelt eines Schülers in jedem Fall mit ein und fördere die innere Vorstellungskraft. Sprache ist für diesen Zweck hervorragend geeignet. Über Sprache lässt sich zum Beispiel erkennen, worauf der Schüler beim Spielen stolz ist. Als Lehrer kann ich mich dafür auf den Tonfall konzentrieren und gezielt auf diese Inhalte eingehen. Viele Herausforderung lassen sich effektiv lösen, wenn sich das Kind im Gitarrenunterricht entfalten und seine Stimme verwenden kann.

3. Inhalt und Gedanken fördern

Um den sprachsensiblen Unterricht so aktiv wie möglich zu gestalten, sind Gespräche über die Wünsche, Herausforderungen und Ziele eine mögliche Vorgehensweise. Dadurch kann der Unterricht besser an den Schüler angepasst werden. Hat er zum Beispiel Interesse an einem neuen Stück, können wir dieses zusammen anhören, darüber reden und die ersten Takte in Angriff nehmen. Im gleichen Zug nutze ich bestimmte Methoden, um die Inhalte so verständlich wie möglich beizubringen:

  • Zusammen singen
  • Noten und Akkorde zeigen, dazu sprechen oder den Schüler sprechen lassen
  • Gesten integrieren, z.B. ein Lächeln an einer besonders fröhlichen Stelle
  • Stücke zusammen interpretieren (Schüler z.B. fragen, was er fühlt und darauf eingehen)

Schon durch diese Methoden fällt es Schülern leichter, neue Stücke zu lernen oder bereits gelernte musikalisch umzusetzen. Natürlich gibt es nicht für jeden Schüler die gleiche Gewinnformel. Und hier setzen die Methoden des sprachsensiblen Unterrichts ein. Steht ein Schüler zum Beispiel vor Herausforderungen mit einer neuen Spieltechnik, erkenne ich das anhand seiner Ausdrucksweise und Körpersprache und kann gezielt darauf eingehen. Hürden durch Sprache zu erkennen und die passenden Lösungen für diese zu finden, ist der größte Vorteil am sprachsensiblen Unterricht.

4. Sprachsensibler Gitarrenunterricht – Fazit

Sprache ist nicht nur im Alltag ein mächtiges Werkzeug. Damit wir zusammen noch besser lernen können, ist es wichtig, tief in unser Innerstes zu blicken. Auf diese Weise kann sich der Gitarrenschüler mir über seine Herausforderungen am Instrument, mögliche Wünsche in Bezug auf Verbesserungen oder zum Unterricht anvertrauen.

Wichtig ist es dabei, die kleinen Anzeichen zu erkennen, wie sich häufige wiederholende Muster im Gespräch, wenn es zum Beispiel um eine herausfordernde Stelle im Stück geht. Du als Elternteil kannst dich auf diese Weise in die täglichen Übungen mit einbeziehen und dein Kind unterstützen.

Musik wird durch Sprache dauerhaft gefördert, egal welche Inhalte im Vordergrund stehen.
Durch Artikulationen und andere Ausdrucksformen wie Gesang oder Rhythmusübungen bei denen laut mitgezählt wird, werden nicht nur die Spielfähigkeiten gefördert.

Sprache dient in der Musik nicht allein zur Kommunikation. Die Erfolge steigern das Selbstbewusstsein und genau das ist wichtig für jeden Gitarrenschüler.

Quellen:
https://www.uni-potsdam.de/fileadmin/projects/daf/PSI_09.10.2018/Vortrag_Bossen.pdf
https://www.mercator-institut-sprachfoerderung.de/de/themenportal/thema/sprachsensibler-unterricht/